Dr. jur. Hans Pfleiderer

1878 - 1944

Lange Jahre Richter am Amtsgericht Heilbronn, von 1926 an dessen Direktor, ein Richter von besonders vornehmer Denkungsart, der für viele, so auch für mich, das Vorbild des Richters war, zu dem jeder vertrauensvoll mit seinen Sorgen kommen konnte und zu dem jeder ob der ihm widerfahrenden gerechten Behandlung ein unerschütterliches Vertrauen hatte, auch wenn er unterlag, weil das Recht nicht auf seiner Seite stand.

Ein Richter, der sich mit der damals völlig neuen erbhof-gesetzlichen Praxis besonders eingehend befasste und hierfür und für seine Arbeit auf dem Gebiete des Notariatswesens vom Württembergischen Justizministerium besondere Anerkennung fand.

Um so schmerzlicher wurde es daher allgemein empfunden, dass auch er im Jahre 1938 aufgrund des nationalsozialistischen Gesetzes zur Aufrechterhaltung des Berufsbeamtentums zur Ruhe gesetzt wurde, obwohl es jedem, der ihn kannte, bekannt war, welch loyale und um Verständnis für die politische Neugestaltung ringende und auch in dieser Zeit in richterlicher Objektivität nicht zu übertreffende Persönlichkeit er war. Ein Mann, der viermal als Reserveoffizier während des ersten Weltkriegs trotz Felddienstuntauglichkeit freiwillig ins Feld ging und der in den politischen Wirren nach 1919 sich der Einwohnerwehr zum Kampf gegen den Kommunismus zur Verfügung gestellt hatte. Nicht unerwähnt darf bleiben sein Eintreten für die bekennende Kirche in der schweren Zeit des Kirchenkampfes und seine Tätigkeit als Kirchengemeinderat und Mitglied des Engeren Rates. Wir verloren ihn am 23. Januar 1944.

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