Dr.-Ing. Helmuth Flammer

1911 - 1980

Helmuth Flammer gehörte zu denen, die den Rotary Club Heilbronn 1950 haben wiedergründen helfen; im Jahr 1959/60 war er sein Präsident.

Der gelernte Chemiker hatte - nach seinem schon mit 17 1/2 Jahren abgelegten humanistischen Abitur - in Stuttgart, München und Dresden studiert und über ein Thema aus der Colloidchemie promoviert. Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1940 übernahm er die Flammer-Seifenwerke und führte sie mit Erfolg - neben seiner Aufgabe als Offizier und Batterieführer der Heimatflak - durch den Krieg und die schwere Nachkriegszeit, in der das Werk von Demontage bedroht war, bis zum Jahr 1970. Als er einsehen musste, dass seine Firma gegen die Weltgiganten der Waschmittelindustrie in der Zukunft keine Chancen habe, folgte er mutig dieser Einsicht und legte das Werk, das 100 Jahre lang im Familienbesitz gewesen war - im Jahr seines größten Umsatzes, und ohne dass bis dahin ein Verlust entstanden gewesen wäre - still; so rechtzeitig, dass die Angehörigen der Belegschaft neue Stellungen finden oder, soweit sie schon älter waren, ausreichend entschädigt werden konnten. Wie schwer ihm bei der familiären Verbundenheit zu seinen Mitarbeitern dieser Entschluss gefallen sein muss, können wir nur ahnen.

In seinem Garten steht als eigenartiges, geschichtsträchtiges Denkmal die Kreuzblume eines der Chortürme unserer Kilianskirche. Sie ist ihm, der sich als Vorsitzender des Vereins der „Freunde der Kilianskirche" so erfolgreich für den Wiederaufbau dieses Gotteshauses mit dem berühmten, figurenreichen Renaissanceturm eingesetzt hatte, als Erinnerungs- und Dankeszeichen geschenkt worden, als die Wiederherstellung der Kirche vollendet war.

Jene Turmspitze im Garten ist uns Symbol für das Wesen Helmuth Flammers, der sich zeit seines Lebens verpflichtet fühlte, dem gemeinen Wohl und seinen Mitmenschen mit seinen Gaben zu dienen, wo immer sie seiner Dienste bedurften. So war er, neben manch anderem Ehrenamt, viele Jahre lang Präsident der Industrie-und Handelskammer Heilbronn, wo der weitblickende, erfahrene Unternehmer - es eignete ihm noch ein anderes Werk - eine Vielfalt von Aufgaben fand, die getan sein wollten und die er gerne tat.

Solche Dienstbereitschaft führte den gläubigen Christen im Jahr 1971 auch in die Landessynode, in der ihn sein Engagement, sein Wissen um den Lauf der Welt und um die Zusammenhänge in der Wirtschaft zum geschätzten Mitarbeiter werden ließen. Einige Jahre später wurde er ihr Präsident. Ein Freund aus diesem Kreis schrieb: „... Er hatte nicht nur ein verbindliches, sondern ein verbindendes Wesen. Und er brachte viele Erfahrungen aus der Welt der Industrie in die kirchliche Arbeit ein. Er konnte hören, zuhören, auch denen zuhören, deren Meinung er nicht teilte ..."

Auch uns in Rotary war er lieb um dieses verbindenden Wesens, um seiner aufrechten Geradheit und um seiner -auch im Widerstreit gegensätzlicher Auffassungen - gemäßigten Art willen, aus deren Hintergrund gelegentlich verhaltener Humor blitzte.

Als er sich zu einer schweren Operation entschließen musste, hat er, Abschied nehmend, zu den ihm Nahestehenden gesagt, dass er nun durch ein dunkles Tor gehen müsse. Er hat diesen Gang, von dem er nicht zurückgekehrt ist, mannhaft und unverzagt angetreten als einer, der sich in Gottes Hand weiß.

zurück zur Übersicht

 
produced by STIMME.NET