Ludwig Hauck

1902 - 1985

entstammte einer angesehenen Heilbronner Bürger- und Untemehmerfamilie, einer von denen, die jeder alte Heilbronner - wenigstens dem Namen nach - kannte. Seines Großvaters, Gustav von Hauck, Verdienste um das gemeine Wohl hatte der König durch die Verleihung des persönlichen Adels gewürdigt; sein Vater Ludwig Hauck war einer der Mitbegründer des Heilbronner Rotary Clubs und von 1931-1933 dessen erster Präsident.

Unser Freund Werner Hauck war in seiner Vaterstadt aufgewachsen, hatte im Jahr 1920 am hiesigen Realgymnasium sein Abitur gemacht, danach eine Lehre im väterlichen Unternehmen, der Zigarrenfabrik Joh. Ludwig Reiner (gegründet 1815). Ein praktisches Jahr an der Handels- und Gewerbebank in Heilbronn und später ein wirtschaftswissenschaftliches Studium in München hatten diese Lehre ergänzt. 1924 finden wir ihn in Amsterdam als Angestellten in einer bedeutenden holländischen Tabakhandelsfirma, wo er sich weitere Spezialkenntnisse über Tabake verschiedenster Herkunft erworben hat. Mit einem Aufenthalt in den USA schloss er seine Lehrjahre ab.

1926 kam er nach Deutschland zurück und trat in das väterliche Geschäft ein, das zu führen ihm von Anfang an bestimmt war. Er hat es mit der Sorgfalt und Lauterkeit des königlichen Kaufmanns getan.

Als der Rotary Club Heilbronn im Jahr 1950 (nach dem Verbot in der Hitlerzeit) wieder ins Leben trat, war Werner Hauck von Anfang an dabei. Er gehörte eher zu den Stillen im Lande; aus dem Hintergrund seiner Gelassenheit aber blitzte öfter einmal schmunzelnder Humor, wenn er etwa nach Tisch beim Kaffee saß und die unvermeidliche Zigarre - er musste die Erzeugnisse seines Hauses ja immer wieder probieren - in Brand hielt.

Als Sohn des württembergisch-fränkischen Unterlandes war er bei aller Mäßigkeit einem guten Glas Wein nicht abhold, der die Zungen löst und fröhlicher Lebensphilosophie den Weg freigibt, besonders wenn er auf einem „Herbst" getrunken wird, einem jener kleinen Weinbergfeste, die hierzulande der Brauch sind. Die heitere Ruhe seines Wesens und seine Geradlinigkeit, die ihm irgendwelche krummen Wege im Geschäft oder privat absolut verbot, haben ihn uns zum lieben Freund werden lassen.

Schwere Zeiten hatte er in den 60er Jahren durchzustehen. In den durch den unseligen Krieg abgetrennten deutschen Ostgebieten hatte das Geschäft unseres Freundes einen großen Teil seiner Kundschaft gehabt, der nun verloren war. Dazu kam, dass sich die Rauchgewohnheiten in unserer schnellebigen Zeit geändert hatten: weg von der behaglichen Zigarre und hin zum hastigen Augenblicksgenuss der Zigarette, deren Herstellung sich zudem - im Gegensatz zu einer guten Zigarre - leichter automatisieren lässt.

Er hat aber die Entwicklung vorausgesehen, hat die Mitarbeiterzahl seines Unternehmens von vielen hundert allmählich schrumpfen lassen auf wenige, hat die Produktion nach und nach auslaufen lassen und seine fast 160jährige Firma 1973 aufgelöst. Rechtzeitig. Niemand hat auch nur einen Pfennig dabei verloren. Wie schwer ihm dieser ehrenhafte Entschluss gefallen ist, der auch in das Leben seiner Kinder hart eingriff, wusste wohl nur er selber. Uns nötigt er Respekt ab. Wir achten den Freund deshalb umsomehr und er bleibt uns in gutem Andenken.

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