Andreas Schneider

1911 - 1999

Andreas Schneider, geboren 1911 und als ältestes von 7 Kindern in einer Heilbronner Unternehmerfamilie aufgewachsen, hat Maschinenbau an der vormaligen Technischen Hochschule in München studiert. Dass man selbst in der dritten Generation - sein Großvater, Mitbegründer der Firma Baier & Schneider, war aus Speyer zugezogen - noch nicht zu den "echten Heilbronner Familien" zählte, wusste er gelegentlich humorvoll anzumerken.

Unverzagt und tatkräftig leitete er nach seiner Rückkehr aus dem Krieg mit verbliebenen Mitarbeitern den Wiederaufbau der am 4. Dezember 1944 total zerbombten Fabrik in die Wege, die schon bald wieder Geschäftsbücher, Kalender und Schulhefte unter der alten Marke BRUNNEN produzieren und verkaufen konnte. Bis zu seinem Tod am 7. April 1999 entwickelte sich das Unternehmen zu einem der bedeutendsten seiner Branche in Deutschland. Maßgeblichen Anteil hatten außer ihm, wie er nie zu erwähnen vergaß, seine "Alten", die ehemaligen Mitarbeiter der Firma, vor allem aber seit den 50er Jahren sein jüngster Bruder Richard und seit den 70er Jahren auch sein Sohn Ulrich. Beide sind rotarische Freunde in unserem Club.

Die Erfahrung von Gefahr und Todesnähe im Krieg und die Mühen beim Wiederaufbau der Familienfirma haben ihn bescheiden und demütig gemacht. Er wusste, dass es im Leben manchmal nur eines Wenigen bedarf, um fast alles das wieder zu verlieren, was man so sicher zu besitzen glaubte. Und deshalb wusste er auch, dass sich der Wert eines Lebens viel mehr von innen bemisst als von außen und lebte danach. Als Denkanstoß an nachfolgende Generationen hatte er ein geschmolzenes Trümmerstück aus dem zerstörten Betrieb aufbewahrt. Die Hälfte davon hat nach seinem Tod ihren Platz in der nach ihm benannten Andreas-Schneider-Schule, der kaufmännischen Kreisberufsschule in Böckingen gefunden, die andere Hälfte in der Firma. Nach seinen Vorstellungen könnten die Stücke symbolisieren: Eine Mahnung - gegen unsinnigen Hass und möglicherweise daraus resultierende Kriege, gegen jede Form des Radikalismus, komme er nun von links oder von rechts.

Eine Ermahnung - zur nie erlahmenden und ausdauernden Suche nach Ausgleich und Völkerfreundschaft. Eine Ermutigung - auch nach Rückschlägen und Niederlagen mit Mut, Zuversicht und der daraus erwachsenden Tatkraft neu anzufangen, notfalls wieder ganz von vorne.

Seine Liebe zur deutschen Sprache, die sich unter anderem in hervorragend formulierten Reden, Briefen und Gedichten äußerte, aber auch seine Hilfsbereitschaft, eine unerschütterliche Zuversicht und eine genau nachfragende Neugier zu gesellschaftlichen, philosophischen und technischen Fragen waren bis ins hohe Alter andere "Markenzeichen" von Andreas Schneider. Vor allem aber war er den Menschen zugewandt, seiner großen Familie, den Menschen in und um "seine" Firma, seinen Freunden, darunter auch seinen rotarischen Freunden. Er fühlte sich bis zum Schluss wohl in unserem Club, besonders nachdem er nach seiner Aufnahme im Jahr 1951 "entdeckt" hatte, dass auch hier "nur mit Wasser gekocht" wird, wie er mir einmal sagte. Als Präsident hat er seinen Freunden im Jahr 1965/66 gedient.

zurück zur Übersicht

 
produced by STIMME.NET