Dr. jur. Karl Lang

1913 - 2002

Karl Lang wurde am 6. Januar 1913 in einer Arbeiterfamilie in Solingen geboren. Mit 17 Jahren wurde er Vollwaise und musste zusammen mit zwei älteren Geschwistern für den Unterhalt der insgesamt sieben Kinder sorgen. Trotzdem legte er als Jahrgangsbester das Abitur ab und widmete sich danach, unterstützt von freundlichen Förderern, dem Jurastudium (Staats- und Verwaltungsrecht). Im Krieg verlor er seine Frau und zwei seiner drei Kinder. Nach dem Krieg gelang es ihm, sich nach Brackenheim zu seinem Schwiegervater Georg Kohl durchzuschlagen und hier einen neuen Lebensabschnitt als Unternehmer zu beginnen.

Die Druckerei Georg Kohl war in Fachkreisen wohlbekannt und hatte einen guten Namen. Mit Mut zum Neuen und mit Zielstrebigkeit arbeitete Karl Lang sich in die Materie ein und konnte wohlgerüstet nach dem Tod des Schwiegervaters im Jahr 1952 die Nachfolge in der Geschäftsführung antreten. Der Neuling und Autodidakt zeigte nun im Laufe der weiteren Jahre, dass zum geschäftlichen Erfolg nicht nur fachliche Qualifikation und betriebswirtschaftliche Kenntnisse gehörten. Seine Ausbildung und Tätigkeit als Jurist kam ihm sehr zustatten. Aber mehr noch haben seine menschlichen Qualitäten zu den Erfolgen beigetragen, die ihn zu einem der angesehensten Bürger der Stadt Brackenheim machten. Sein unter-nehmerisches Handeln war geprägt von der Überzeugung: Ohne Wirtschaftlichkeit schaffen wir es auf Dauer nicht und ohne Menschlichkeit ertragen wir es nicht.

Unser rotarischer Freund Hellmut Pfleiderer wurde Anfang der 50er Jahre auf den jungen Unternehmer aufmerksam und wollte ihn für Rotary gewinnen. Doch Freund Lang zögerte lange, sich an eine Organisation zu binden. Die schlimmen Erfahrungen der Vergangenheit mit ihren fatalen Folgen in allen Bereichen des politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens hatten ihn sehr skeptisch gemacht. Daher bedurfte es der ganzen Überzeugungskraft und Beharrlichkeit von Freund Pfleiderer, bis Karl Lang im Jahr 1954 schließlich sein "Ja-Wort" gab. Er gab es nicht leichten Herzens, weil ein gegebenes Wort für ihn Verpflichtung für immer und für eine ganze Sache bedeutete. Im Lauf der mehr als fünfzig Jahre dauernden Mitgliedschaft hat er immer wieder erkannt, dass sich die Ideale von Rotary weitgehend mit seinen eigenen Vorstellungen deckten und ihnen entsprachen. Daher fiel es ihm nicht schwer, sie umzusetzen - sowohl als Bürger in seinem Gemeinwesen Brackenheim als auch als Mitglied im Club. Es würde zu weit führen, an dieser Stelle seine Verdienste und sein soziales Engagement zu beschreiben. Sie bewirkten schließlich, dass ihm von der dankbaren Stadt Brackenheim die Würde eines Ehrenbürgers verliehen wurde. Die Anerkennung und Wertschätzung, die ihm zuteil wurde, war aber nicht auf Brackenheim beschränkt; Karl Lang gehörte außer dem Brackenheimer Gemeinderat auch dem Kreisrat des Landkreises Heilbronn an Die Industrie- und Handelskammer Heilbronn hielt ihn auf Grund seiner Kompetenz, seiner Weitsicht und seines klaren Blicks für das richtige Maß für die am besten geeignete Persönlichkeit für das Amt des Präsidenten, als dieser Platz nach dem Tod unseres Freundes Helmuth Flammer neu besetzt werden musste. Aus persönlichen Gründen bat Karl Lang, von seiner Nominierung Abstand zu nehmen.

Im Rotary-Jahr 1962/63 war Karl Lang Clubpräsident. Viele Vorträge zeugen von seinem umfangreichen Wissen, seiner Fähigkeit, Zeitströmungen zu analysieren, sie einzuordnen und daraus gültige Schlüsse zu ziehen. In zwei Büchern hat er seine Vorträge festgehalten und sie den Clubmitgliedern zur steten Erinnerung übergeben. Daraus sei hier besonders erwähnt der Vortrag über die deutsche Wiedervereinigung. Er hielt ihn vor den Clubs von Heilbronn und Bourg-en-Bresse in französischer Sprache anlässlich der Partnerschaftsbegegnung 1990 in Bourg. Mit diesem Vortrag wollte er zum Verständnis für die politische Entwicklung in Deutschland und Europa beitragen, was für ihn als überaus geschichtskundigen und geschichtsbewussten Menschen ein besonderes Anliegen war.

Sein vielfältiges Engagement für seinen Club - sichtbar auch durch den Druck des Büchleins "Tot ist nur wer vergessen" - war Veranlassung und Grund genug, ihm die Würde eines Paul-Harris-Fellow zu verleihen.

Dr. Karl Lang wird unvergessen bleiben.

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