Dr. med. Konrad Ernst

1903 - 1997

Unser Freund Konrad Ernst entstammt einer württembergischen Beamten- und Akademikerfamilie mit Wurzeln in Reutlingen, Bietigheim, Ulm und Marbach, sein Vater ist Landeshistoriker in Stuttgart gewesen, wo er selbst das Karlsgymnasium besucht hat. Er studierte Medizin in Tübingen. Das Interesse für seelische Erkrankungen und für das rätselhafte Verhältnis zwischen psychischer und körperlicher Seite des Menschen bestimmte seine berufliche Tätigkeit an den Universitätskliniken Tübingen und Gießen sowie an der Deutschen Forschungsanstalt für Psychiatrie in München, während des Krieges als Oberarzt wieder in Tübingen und als Psychiater bei der Wehrmacht in Russland und auf dem Balkan.

1949 übernahm er die Leitung der Heil- und Pflegeanstalt Weißenhof in Weinsberg, die auch das ausgelagerte Krankenhaus Heilbronn und eine Lungenheilstätte beherbergte. In der moralischen und materiellen Katastrophe der Psychiatrie in Deutschland nach dem Krieg baute er eine moderne psychiatrische und neurologische Versorgung im Unterland auf, in die er auch Erfahrungen mit der psychiatrischen Versorgung der USA einfließen lassen konnte. Zeitlebens pflegte er enge Kontakte mit seiner Alma mater, der Eberhardt-Karls-Universität Tübingen, an der er zusammen mit seiner Frau einen jährlich vergebenen Preis für junge Hirnforscher gestiftet hat. Seine Frau, früher Oberin in Tübingen, hat immer im Stillen gewirkt. Nach seiner Pensionierung zog das kinderlose Ehepaar Ernst von Weinsberg nach Heilbronn, an dessen kultureller und wirtschaftlicher Entwicklung es immer großen Anteil genommen hatte.

Seit 1950 gehörte Konrad Ernst unserem Club an und diente ihm 1960/1961 als Präsident; bis zuletzt hat er aktiv am Clubleben teilnehmen können. Sein nie ermüdendes Interesse an den Menschen und ihren Lebensgeschichten, die Ausgewogenheit seiner Ansichten und seine ausgleichenden Fähigkeiten, seine Kunst mit jeder Altersgruppe ins Gespräch zu kommen, seine körperliche und geistige Regsamkeit bis zu seinem Tod ließen ihn einen viel gefragten Ratgeber im Club sein. Sein Leben war getragen von naturwissenschaftlichem Denken und humanistischer Bildung. Am Tage vor seinem Tod hat Konrad Ernst aus "Huttens letzte Tage" von C.F. Meyer zitiert: ...ultima latet.

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